Die Entstehung der Gemeinde Gerzen
Der Ort, der in erhaltenen Urkunden erstmals in der Zeit König Arnulfs, 887, „Jorcin“ genannt wurde, gehört zu den ältesten und war später eine der größten Pfarreien des Vilstales.
Nach der Jahrtausendwende hatte zunächst das Hochstift Freising, deren Bischöfe früher auch als weltliche Landesherrn regierten, Einkünfte aus Gerzen. Aus der Geschichte der Pfarrkirche zu Gerzen geht hervor, dass um 1200 ein spätromanischer Backsteinbau als Gotteshaus errichtet wurde.
1286 und 1326 erscheint die Pfarrei Gerzen in den Pfarreienbeschreibungen des Bistums Regensburg. Die herzoglichen Zolleinnahmen verrechnete der Mautner in Vilsbiburg. Die Einkünfte der Pfarrei, die damals mit Abstand die höchsten unter einem Dutzend Nachbarpfarreien waren, bezogen bis 1305 Vögte, also Schutzherrn des Kirchengutes.
Das waren die Ritter Leberskirchner. Mit der Verlegung ihres Sitzes von Leberskirchen nach Lichtenhaag verzichtete Eckhardt von Leberskirchen auf das Schutzrecht über die Pfarrei Gerzen zugunsten des Bischofs von Regensburg. In dieser Zeit, als die bayerischen Herzöge ihren Sitz auf der Burg Trausnitz hatten und als Städtegründer in die Geschichte Bayerns eingingen, hatte auch Gerzen Anteil an der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Blüte des Landes.
Es ist nicht verwunderlich, dass in den Urkunden bis ins 15. Jahrhundert in Gerzen „Bürger“ genannt werden und der Ort als „Markt“ bezeichnet wird.
Noch heute zeugt der Marktplatz, wo noch um 1700 Jahrmärkte abgehalten wurde und die schlichten Bürgerhäuser, von der einstigen Würde, auch wenn der Zeitpunkt der Verleihung und des Erlöschens des Marktrechtes im Dunkeln liegt.
Die Witwe Regina des letzten Leberskirchner Ritters Alexander, dessen Renaissance-Grabstein in der Pfarrkirche erhalten ist, verkaufte den Besitz 1534, der seither nur noch als Hofmark beschrieben wird und die Besitzer einige Male gewechselt hat.
In den Jahren 1560 bis 1562 wurde in Gerzen das Renaissanceschloss mit Schlosskapelle und umfangreicher Hof- und Parkanlage gebaut. 1597 kaufte Wolf Dietrichen von Vieregg die Hofmark. Diese katholische Familie entstammte dem Herzogtum Mecklenburg und war durch die Reformation aus dem norddeutschen Raum nach Bayern verdrängt worden. Gerzen war 222 Jahre im Vieregg´schen Besitz, den dann 1833 der frühere Staats- und Konferenzminister Maximilian Graf von Montgelas erwarb.
Schloss Gerzen
Das Schloss, in dem bis Mitte 2009 Maximilian Graf von Montgelas mit seiner Familie wohnte, vermittelt heute noch das Bild einer Hofmark früherer Zeiten.
Sie war eine kleine, in sich geschlossene Welt mit Herrschaftssitz, Pfarrbezirk, bürgerlicher Siedlung und zahlreichen Wirtschaftsgebäuden. Es steht deshalb unter Denkmalschutz.
Aus der Zeit des mächtigen Ministers Montgelas stammt die Bildung der Gemeinde als der untersten Verwaltungseinheit und als Mittelpunkt von Pfarr- und Schulsprengel. Kirche und Adel hatten aufgehört, Träger staatlicher Funktionen zu sein. An ihre Stelle trat der Staat, vertreten durch die Beamten. Die radikalen Neuerungen, die der Staatsminister durchzusetzen verstanden hatte, machten ihn in den Kreisen der Kirche und des Adels viele Feinde, welchen 1817 schließlich die Entlassung des höchsten Beamten Bayerns gelang.
Gebietsreform
Die Gebietsreform 1978 brachte ähnliche einschneidende Veränderungen in der Gemeinde Gerzen.
Mit den Gemeinden Aham, Kröning und Schalkham wurde eine Verwaltungsgemeinschaft mit Sitz in Gerzen gebildet. Die ehemalige Gemeinde Lichtenhaag mit 599 Einwohnern wurde nach Gerzen eingemeindet.
Die Verwaltungsgemeinschaft Gerzen betreut zur Zeit circa 6.500 Einwohner.
Nach dem 2. Weltkrieg sind in Gerzen eine Reihe von Siedlungshäusern entstanden wie die Pfründe-, Pfarrfeld-, Resenöd-, Dendl-, Kellerberg- und die Hirschgartensiedlung, wodurch die Einwohnerzahl der früheren Gemeinde von 630 auf 1100 nach dem Krieg anwuchs.
Die Erschließung der Baugebiete, der Bau der Ortskanalisation und der Kläranlage in den Jahren 1968 bis 1972 stellte die Gemeindeverwaltung vor große Aufgaben.
Dazu gehörte schon 1965 der Beitritt zum Wasserzweckverband der Aham-Steinberg-Gruppe. Bedingt durch die Volksschulreform 1964 wurde Gerzen zum Hauptschulort, was in den 70er Jahren den Neubau einer Hauptschule erforderlich mache.
1993 wurde die Schule erweitert und 1999 fand die Generalsanierung der Grund- und Hauptschule statt.
In der Gemeinde Gerzen sowie im Ortsteil Lichtenhaag sind derzeit Baugebiete ausgewiesen. Ebenso besitzt die Gemeinde ein sehr gut besiedeltes Gewerbegebiet.
Geschichtliche Nachforschungen
Im Heimatmuseum Vilsbiburg sowie auf der Homepage finden Sie noch viele weitere Informationen rund um die Heimatgeschichte der Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Gerzen.
Ebenso stehen Ihnen anschließend einige Berichte von Herrn Peter Käser, Mitarbeiter des Heimatmusems Vilsbiburger, zum Download zur Verfügung.