Quelle/Fotos: Vilsbiburger Zeitung, Katharina Röhrl, 21.03.2023
Diskussionen um den geplanten Waldfriedhof in der Gemeinde Schalkham
Auf saftig grünem Moos unter dem dichten Blätterdach eines friedlichen Waldes die letzte Ruhe finden: Die Vorstellung von einer Ruhestätte mitten in der Natur besitzt nicht nur eine ganz eigene Romantik, sondern hat auch praktische Gründe. Der Platz auf vielen Gemeindefriedhöfen ist begrenzt und die Gräber müssen von Angehörigen unter großem Aufwand gepflegt werden.
Die Gemeinde Schalkham konnte zuletzt zwei Waldstücke erwerben, auf denen jetzt ein Waldfriedhof entstehen soll. Ab Frühjahr 2024 soll der Naturfriedhof Stück für Stück in Betrieb genommen werden, so Bürgermeister Lorenz Fuchs auf der Bürgerversammlung am vergangenen Mittwoch in der „Linde“ in Leberskirchen. Denn schon innerhalb der Gemeinde Schalkham sei die Nachfrage nach Waldbestattungen groß.
Die geplante Friedhofsfläche setzt sich aus zwei Waldstücken zusammen: Das kleinere Waldstück besitzt eine Fläche von 3,5 Hektar und wird als erstes in Betrieb genommen. Fuchs rechnet damit, dass dieses Grundstück für die nächsten 20 bis 30 Jahre ausreicht.
Elf Hektar Wald als Friedhofsfläche
Seit rund einem Jahr wird im Gemeinderat über Sinn und Bedarf der Friedhofsfläche diskutiert. Inwieweit die insgesamt rund elf Hektar Wald als Friedhof geeignet sind, sollte außerdem von einem Biologen gründlich untersucht werden: Schließlich verbirgt sich in dem Biotop so mancher Schatz der Natur, wissen Bürgermeister Fuchs und der Geschäftsleiter der Verwaltungsgemeinschaft Gerzen, Klaus Hoffmeister. Umso zufriedener sind beide, dass sowohl der Gemeinderat als auch der Ökologie-Experte grünes Licht gegeben haben. Ein finaler Beschluss zum Umbau der Fläche soll Ende März gefasst werden.
Für die ersten Umbaumaßnahmen, Straßenbau und Parkflächen rechnet die Gemeinde mit einem finanziellen Aufwand von rund 70 000 Euro. Mittelfristig werde sich der Friedhof selbst finanzieren, so Hoffmeister: Die Einnahmen über die Buchungen einzelner Gedenkstätten decken nach und nach den finanziellen Aufwand der Gemeinde. Die zweite Fläche, mit einem Umfang von 7,4 Hektar, soll erst zu einem entsprechend späteren Zeitpunkt erschlossen werden.
Allerdings zeigen sich manche Bürger skeptisch über die Idee von einem Friedhof in der Natur: Diese Vorstellung sei alles andere als romantisch, so der Einwand auf der Bürgerversammlung am vergangenen Mittwoch. So besteht die Angst vor einer tristen und „anonymen Ruhestätte“ in der grünen Verwahrlosung.
Allerdings sollen auch die Gedenkstätten im Waldfriedhof mit personalisierten Tafeln für den jeweils Verstorbenen ausgestattet werden, hieß es in der Versammlung.
Letzte Ruhestätte unter Laubbäumen
Der Friedhof soll klar von der umliegenden Waldfläche abgegrenzt werden und wird auch weiterhin – wenn auch weniger intensiv – bewirtschaftet, erklärt Bürgermeister Fuchs. Die Friedhofsfläche soll mit Laubbäumen bepflanzt und mit Wegen zugänglich gemacht werden, „schließlich soll der Waldfriedhof auch ein schöner Wald bleiben.“ Er sei dennoch lediglich ein unverbindliches Angebot an die Bürger der Gemeinde. Die drei kirchlichen Friedhöfe der Gemeinde bleiben auch weiterhin bestehen.
Der Friedhof im Wald sei allerdings öffentlich, weshalb Fuchs auf die Frage nach einer Möglichkeit für eine konfessionslose Beerdigungsörtlichkeit für die Bürger Schalkhams entgegnete, dass dies im geplanten Vorhaben möglich sei.
Die Bürger bekommen auch weiterhin die Möglichkeit, Familien- oder Einzelgräber zu besuchen, allerdings fällt mit dem naturbelassenen Friedhof die Grabpflege aus, weiß Bestatter Mario Eichner. Grabschmuck ist auf dem Waldfriedhof nicht erlaubt, während die Asche der Verstorbenen in kompostierbaren Urnen aufbewahrt wird. So will die Gemeinde einen schönen Gedenkort schaffen, der für Angehörige wenig Pflegeaufwand mit sich bringt.
Wie viel die einzelnen Gedenkstätten künftig kosten sollen oder für welche Zeiträume sie gebucht werden können, stehe zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht fest, so Hoffmeister. Allerdings sei die Nachfrage groß: So würden er und Bürgermeister Fuchs regelmäßig von interessierten Bürgern auf das Friedhofsprojekt angesprochen. Auch Bestatter Eichner ist sich sicher: „Der Waldfriedhof ist die Bestattungsform der Zukunft.“
Das zieht jedoch auch die Befürchtung mancher Gemeindemitglieder mit sich, dass vor allem Familien aus anderen Gemeinden nach Schalkham kommen würden, um hier einen Gedenkort im Waldfriedhof zu ergattern. Schließlich seien Angebote wie dieses in der Region eher eine Seltenheit.
Diesen Befürchtungen entgegnete der Bürgermeister, dass die Friedhofsfläche in Schalkham – anders als beispielsweise der Waldfriedhof in Bruckberg – nicht in private Hände gegeben werden soll, sondern Eigentum der Kommune bleiben. Somit könne auch verhindert werden, dass dies ein anonymer Großfriedhof wird, der als reines Wirtschaftsunternehmen geführt werde.
Doch auch wenn viele Nachfragen von außerhalb der Gemeinde kommen sollten, sei die Gemeinde weiterhin verpflichtet, allen Schalkhamer Bürgern eine letzte Ruhestätte im Gemeindegebiet bereitzustellen, erklärte Fuchs. Die Entscheidung dazu liege dann bei der betroffenen Familie selbst.



Bürgermeister Lorenz Fuchs, Christin Obermeier und Mario Eichner während der Diskussion auf der Bürgerversammlung.